1. Lerneinheit: Lebensabschnitte und Entwicklungsaufgaben

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Kurs: Stolz: Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters (Kursdemo)
Buch: 1. Lerneinheit: Lebensabschnitte und Entwicklungsaufgaben
Gedruckt von: Gast
Datum: Donnerstag, 25. April 2024, 19:08

1. Einleitung

 

Herzlich Willkommen zur 1. Lerneinheit 

Diese Lerneinheit bietet eine Einführung in Grundbegriffe und theoretische Zugänge zur Entwicklungspsychologie und Ordnungsversuche des Lebenslaufs - insbesondere des Erwachsenenalters.

Nach Abschluss werden Sie in einem ersten Überblick mit folgenden Themen vertraut sein:

  • Definitionen und grundlegende Konzeptionen des Entwicklungsbegriffs

  • Entwicklungs- und Strukturierungsmodelle des Lebenslaufs

  • Systematisierungsansätze des Erwachsenenalters

  • Konzeption der menschlichen Entwicklung als lebenslanger Prozess

 

Literatur:

Oerter, Rolf / Montada, Leo (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Beltz Psychologie Verlags Union (PVU) (Weinheim) 2008 (6. Auflage). Kapitel 1

Faltermaier/Mayring/Saup/Strehmel: Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters. Stuttgart 2002, Kapitel 2 und Kapitel 3

2. Lebensabschnitte und Entwicklungsaufgaben

 Lebenstreppe

Das oben stehende Bild einer Lebenstreppe zeigt anschaulich die Sichtweise, die bis in die jüngste Vergangenheit die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Lebenslauf prägte:

"Es wird das Leben in zehn Stufen
seit langer Zeit schon eingeteilt".

Diese zehn Stufen beschreiben den menschlichen Lebenslauf als Anstieg von der Geburt bis zu einem Höhepunkt im mittleren Lebensalter, worauf ein Abstieg - verbunden mit Verfall - bis zum Tod sich anschließt.

Auch die wissenschaftliche Entwicklungspsychologie konzipierte ihre Zugänge zur menschlichen Biografie anfänglich analog der Lebenstreppe, nämlich als umgekehrt U-förmigen Verlauf von Wachstum, Konsolidierung und Abbau, den vor ca. 70 Jahren Charlotte Bühler (1893-1974) als "Dramaturgie des Lebenslaufs" bezeichnete.

In neuerer Zeit hat sich in der entwicklungspychologischen Forschung und Theoriebildung eine neue Sichtweise etabliert: Entwicklung wird als lebenslanger Prozess aufgefasst. Man spricht von der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne. Diese befasst sich mit der Beschreibung und Analyse von Entwicklungsprozessen im Leben des Menschen von der Geburt bis zum Tod.

Dieser neuen Sichtweise hat maßgeblich der Psychologe Paul B. Baltes zum Durchbruch verholfen, der im Folgenden ausführlich zu Wort kommen soll. Doch zuvor einige Grundsatzüberlegungen zum Entwicklungsbegriff.

3. Definiton Entwicklung

Was ist Entwicklung?

Die Psychologie verstand zunächst die menschliche Entwicklung als Entfaltung, die einem inhärenten Bauplan bis zu einem Reifestadium folgt. So gesehen war der Zugang zur menschlichen Entwicklung weithin normativ, orientiert an der Bestimmung von Reifestadien unterschiedlicher psychischer Funktionen und der Beschreibung von (optimalen) Entwicklungswegen bis zu diesem Stadium.

Aus diesem Zugang resultierte nachgerade zwangsläufig die Konzentration auf das Kindes- und Jugendalter, die Vernachlässigung des Erwachsenenalters und die Perspektive von der "Dramaturgie des Lebenslaufes" als Aufbau, Konsolidierung und Abbau.

Foto Samen in Hand

Sicher gibt es (insbesondere bei Kindern und Jugendlichen) Veränderungsreihen, die einem inhärenten Bauplan folgen, indessen sind auch viele andere Veränderungsreihen (insbesondere im Erwachsenenalter) nicht als Ablauf von Entfaltungsprozessen mit auseinander hervorgehenden Einzelschritten zu begreifen. Außerdem ist die Annahme eines End- oder Reifestadiums zu problematisieren. Suggeriert der Begriff doch Stagnation oder Stabilität nach Erreichen des Endzustandes. Veränderungen sind indessen während der gesamten Lebensspanne möglich.

Darüber hinaus ist der normative Aspekt des Zugangs kritisch zu beurteilen. Aus dieser Perspektive wird Entwicklung wesentlich als qualitative Veränderung verstanden, wohingegen viele Veränderungsreihen auch quantitative beinhalten und außerdem der Gegenstand selber nicht zwangsläufig die qualitative Dimension von Veränderungen vorgibt.

Daraus folgt nun nicht, dass die Entwicklungspsychologie auf normative Aspekte verzichten und Entwicklung lediglich als Veränderung, die auf die Zeitdimension Lebensalter bezogen werden kann, definieren sollte.

Die Konzeption von der Ökologie der menschlichen Entwicklung bietet einen Ansatz, der traditionelle und neuere Zugänge zu integrieren vermag.

3.1. Urie Bronfenbrenner

Der amerikanische Psychologe Urie Bronfenbrenner begreift menschliche Entwicklung als eine über die gesamte Lebensspanne hinweg andauernde Dynamik wechselseitiger Angleichung zwischen Organismus und Umwelt. Diese Dynamik bezeichnet Bronfenbenner als Ökologie; er definiert (Q):

Foto Urie Bronfenbrenner

"Die Ökologie der menschlichen Entwicklung befasst sich mit der fortschreitenden gegenseitigen Anpassung zwischen dem aktiven, sich entwickelnden Menschen und den wechselnden Eigenschaften seiner unmittelbaren Lebensbereiche. Dieser Prozess wird fortlaufend von den Beziehungen der Lebensbereiche untereinander und von den größeren Kontexten beeinflusst, in die sie eingebettet sind."

Um die Dynamik wechselseitiger Anpassung von Individuum und Umwelt zu erfassen, operiert Bronfenbrenner mit einem Umweltbegriff, der im Vergleich zu zahlreichen anderen Ansätzen der Entwicklungspsychologie erheblich erweitert und differenzierter ist. Ökologische Umwelt ist zu verstehen als eine verschachtelte Anordnung von Lebensbereichen, von denen jeder im nächsten enthalten ist.

Schaubild "Die Ökologie der Menschlichen Entwicklung"

Die Umweltsysteme umfassen zunächst den unmittelbaren Handlungsraum dyadischer Interaktionen (Mikrosystem) und die Verknüpfungen dieser unmittelbaren Handlungsräume (Mesosystem). Sodann werden auch soziale System erfasst, denen ein Individuum nicht angehört, die aber die unmittelbaren Handlungsräume beeinflussen (Exosystem) sowie die Kultur insgesamt, die sämtliche Handlungssysteme einschließt (Makrosystem). Wie beim sich entwickelnden Individuum sind auch bei den Umweltsystemen Stabilität und Veränderung über die Zeit hinweg in Betracht zu ziehen (Chronosystem). In diesem Kontext definiert Bronfenbenner Entwicklung wie folgt:

"Menschliche Entwicklung ist der Prozess, durch den die sich entwickelnde Person erweiterte, differenziertere und verlässlichere Vorstellungen über ihre Umwelt erwirbt. Dabei wird sie zu Aktivitäten und Tätigkeiten motiviert und befähigt, die es ihr ermöglichen, die Eigenschaften ihrer Umwelt zu erkennen und zu erhalten oder auf nach Form und Inhalt ähnlich komplexem oder komplexerem Niveau umzubilden."

Von Entwicklung ist also dann zu sprechen, wenn

  • individuelle Veränderungen nicht nur als augenblicks- oder situationsbezogene Reaktionen aufzufassen sind;
  • die Veränderungen sich gleichzeitig in Wahrnehmung und Handlung ereignen;
  • die Veränderungen eine Ausdifferenzierung der Vorstellungen der sich entwickelnden Person über ihre Umwelt enthalten, m.a.W. zu einer Verbesserung der (wechselseitigen) Anpassung von Individuum und Umwelt führen.

Bronfenbrenner definiert (Q): "Wenn eine in Vorstellungen oder Aktivitäten und Tätigkeiten der Person (oder beidem) bewirkte Veränderung erwiesenermaßen auf andere Lebensbereiche und andere Zeiten übergreift, kann gesagt werden, dass Entwicklung stattgefunden hat".

Mit diesem Konzept sind nun in der Tat beide Ansätze zu integrieren. Einmal lässt die Definition des Entwicklungsbegriffs die Annahme zu, dass der menschliche Lebenslauf zunächst in Kindheit und Jugend durch Entfaltungsprozesse gekennzeichnet sein kann, die Entwicklungsnormen und -ziele nahelegen. Das heißt aber nicht, dass nach dem Erreichen bestimmter Entwicklungsnormen Stillstand, allenfalls Konsolidierung und anschließend Abbau sich anschließt. Vielmehr sind auch anschließend noch und über die gesamte Lebensspanne Entwicklungsprozesse denkbar, und zwar dahingehend, dass nicht situative und augenblicksübergreifende Veränderungen zu einer Verbesserung der wechselseitigen Anpassung von Individuum und Umwelt führen. Das heißt, die Definition verweist einerseits auf eine qualitative Dimension des Entwicklungsgeschehens, ohne diese andererseits an Reifungs- oder Entfaltungsprozesse festmachen zu müssen. Entwicklung in diesem Verständnis ist über die gesamte Lebensspanne in Rechnung zu stellen.

3.2. Interaktionistischen Entwicklungstheorien

Die Konzeption von Bronfenbrenner zählt zu den sog. interaktionistischen Entwicklungstheorien, die sowohl das sich entwickelnde Subjekt wie auch die Entwicklungsumgebung als aktiv auffassen und Entwicklung als wechselseitige Anpassung von Individuum und Umwelt beschreiben.

Dieser Zugang basiert auf einer anthropologischen Grundannahme, die nicht allen Entwicklungstheorien gemeinsam ist. Je nachdem, ob das Individuum oder/und die Umwelt als wesentlich die Entwicklung gestaltend aufgefasst wird, sind vier Theoriegruppen zu unterscheiden:

Umwelt Individium interaktion, genauere Beschreibung im Text danach

  • Exogenistische Theorien: Der Mensch und seine Entwicklung sind ausschließlich durch Umwelteinflüsse bestimmt, deren Manipulation jedes gewünschte Ergebnis hervorbringen kann.
  • Endogenistische Theorien: Entwicklung wird auf Entfaltung genetischer Anlagen und Reifungsprozesse zurückgeführt.
  • Selbstgestaltungstheorien: Der Mensch ist nicht nur durch biologische Reifung bestimmt, sondern handelt ziel- und zukunftsorientiert und gestaltet damit seine Entwicklung auch wesentlich selber.
  • Interaktionistische Theorien: Mensch und Umwelt stehen im Austausch und beeinflussen sich wechselseitig, beide Seiten sind aktiv und in Veränderung begriffen.

4. Das Konzept der lebenslangen Entwicklung

Foto alter Mann auf Maßband (Symbolisch Prozess der Alterung)
Der Grund, warum die Entwicklungspsychologie erst in jüngerer Zeit damit beginnt, einen Aspekt der menschlichen Natur zu erschließen, der schon lange Gegenstand des kulturell überlieferten Wissens ist, dürfte zum einen das Vorherrschen von Theorien mit einem reifungsorientierten Entwicklungsbegriff sein. Da Reifungsprozesse im Jugendalter enden, entfällt die Notwendigkeit der näheren Betrachtung des folgenden Altersabschnitts. Zum anderen dürfte das bisher eher geringe Interesse der Lerntheoretisch orientierten Entwicklungspsychologie am Erwachsenenalter für diesen Sachverhalt mit verantwortlich sein. Laut Baltes rückte die Lebensspannenperspektive insbesondere durch folgende Sachverhalte in den Mittelpunkt des Interesses: (Q)
  • Das Erreichen eines hohen Lebensalters war bis vor einigen Jahrzehnten eher eine Ausnahme als die Regel. Es ist daher verständlich, dass nur selten an Wissenschaftler der Wunsch herangetragen wurde, den Alterungsprozess auf die Dauer zum Gegenstand eines Forschungsprogramms zu machen. Der Seltenheitswert des Altwerdens hat sich verloren. Die jetzt lebenden Generationen haben wortwörtlich und im übertragenen Sinne eine andere Lebenserwartung: Von den heute fünfzig- bis sechzigjährigen Einwohnern westlicher Länder beispielsweise können die meisten damit rechnen, dass sie fast achtzig Jahre alt werden.
  • In der Vergangenheit gab es für den Großteil der Bevölkerung weniger Freiraum in der Lebensgestaltung. Der größte Teil des Lebens war durch das stetige und gesellschaftlich mit gesteuerte ineinander Wirken von den drei Lebensräumen Bildung, Familie und Arbeit bestimmt und inhaltlich und zeitlich ausgefüllt.

Weitere Impulse und Begründungen für eine Life-span-Perspektive der Ontogenese lassen sich auch in anderen verhaltens- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen finden. Insbesondere in der Soziologie wird dem Studium des Lebenslaufs und dem aus verschiedenen Altersgruppen und Generationen verflochtenen sozialen Netzwerk ebensoviel Aufmerksamkeit gewidmet wie in der Psychologie.

4.1. Paul Baltes

Foto Paul Baltes

In der Life-span-Psychologie wird angenommen, dass sich ontogenetische Prozesse von der Empfängnis bis zum Tod, also den gesamten Lebenslauf hinweg, erstrecken. Ontogenese wird als lebenslanger Prozess betrachtet. Die Beschreibung, Erklärung und Modifikation (Optimierung) solche ontogenetischen Prozesse als ihren interindividuellen Ähnlichkeiten und Verschiedenartigkeit. Das Ziele einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne.

4.2. Leitlinen der lebenslagen Entwicklung

1. Entwicklung endet nicht im frühen Erwachsenenalter

Das traditionelle Konzept der Entwicklung unterscheidet - wie dargestellt - grob zwischen einer Phase des Aufbaus und Wachstums, einer Phase der Reifung und Stabilität und einer Phase des Alterns oder Abbaus. Die moderne Entwicklungspsychologie wendet sich gegen die Gleichsetzung von Altern und Abbau. Die Entwicklung enthält über die gesamte Lebensspanne die Aspekte Wachstum und Abbau. Neue Funktionen werden durch Alte ersetzt. Entwicklung ist immer auch Spezialisierung unter Vernachlässigung alternativer Optionen.

Bahngleise mit Signalen

Im höheren Lebensalter gibt es typischerweise eine Häufung von Verlusten, z.B. auf neurobiologischem Niveau und auf sozialer Ebene. Welche Wachstumsmöglichkeiten bleiben aber im Erwachsenenalter und höherem Alter?

Früher fand eine Konzentration auf „Expertenwissen“ statt (Berufserfahrung oder sonstiges spezifisches Wissen). Heute beruft man sich hingegen vor allem auf soziale Intelligenz, Lebenswissen und Weisheit.

  1. Faktisches Wissen über grundlegende Fragen des Lebens;
  2. Strategisches Wissen über den Umgang mit diesen Fragen;
  3. Die Fähigkeit, Wertvorstellungen und Lebensziele zu relativieren;
  4. Die Fähigkeit, in Kontexten und wandelnden Bedingungen des menschlichen Handelns und gesellschaftlicher Entwicklung zu denken;
  5. Das Akzeptieren von Ungewissheit.

Dazu gehört unter anderem das Vermeiden vorschneller Entscheidungen, das Sammeln relevanter Informationen, das Abschätzen der Vor- und Nachteile verschiedener Handlungsalternativen sowie das Denken in längeren Zeiträumen.

Es lässt sich nicht behaupten, dass alle alten Menschen weise sind. Weisheit nimmt aber im Altern nicht frühzeitig ab, wächst sogar im Zuge der Auseinandersetzung mit Problemen des Lebens.

2. Verschiedene Dimensionen einer Funktion haben unterschiedliche Entwicklungsverläufe

Betrachten wir beispielhaft die Dimensionen der Intelligenz, so stellen wir fest, dass bestimmte Dimensionen (Erfahrungswissen, allgemeines Wissen, Gedächtnisstrategien u.a.) bis ins hohe Alter durchschnittlich erhalten bleiben können und Einzelfällen sogar noch weiterentwickelt werden, während andere (Geschwindigkeit der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen) an Fertigkeit verlieren. In Kindheit und Jugend ist hingegen eine parallele Entwicklung beider Fähigkeitsbündel (Intelligenzarten) zu verzeichnen.

Bild von mehrer Gehirnen im CT

3. Es gibt Spielräume und Grenzen für Entwicklungsförderung

Was sind die Gründe für den Abfall der Intelligenzleistungen, die mit Geschwindigkeit zu tun haben? Sind sie auf fehlende Übung oder aber auf neurobiologische Funktionsverluste zurückzuführen? In Untersuchungen konnten ungenutzte Reservekapazitäten nachgewiesen werden. Die Intelligenz ist also auch noch im höheren Alter trainierbar. Auf der anderen Seite lassen sich jedoch auch Grenzen der Entwicklungsmöglichkeit feststellen. Unterzieht man ältere Personen einem Test nach der Methode „testing the limits“ so zeigt sich, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit bei älteren Personen deutlich niedriger ist als bei jüngeren. Dieser Leistungsabfall lässt sich wohl auf neurobiologische Funktionsverluste bei den älteren zurückführen.

4. Verluste können potentiell kompensiert werden

Das Entwicklungsmodell der selektiven Optimierung geht davon aus, dass Einbußen in einzelnen Funktionsbereichen mit einer Optimierung in anderen kompensiert werden können. Hierfür ein Beispiel: Ältere Schreibkräfte schreiben genauso schnell wie jüngere, obwohl die psychomotorische Reaktionsgeschwindigkeit nachweislich langsamer wird. Hier geschieht ein Ausgleich der Verlangsamung durch die erfahrungsbedingt optimierte Fähigkeit, den zu schreibenden Text vorab auszulesen und zu verstehen.

4.3. Beispiel

In der folgenden Tabelle sehen Sie ein Beispiel für die selektive Optimierung mit Kompensation nach Paul Baltes:

Wer altert, muss viele schmerzhafte Verluste ertragen. Das Üben des Körpers und des Geistes erfordert immer mehr Anstrengung. Die Trainingserfolge werden geringer. Glücklicherweise besitzen wir alle eine machtvolle Kraft, die Realität umzudeuten. Das kann uns bei der Anpassung unserer Ziele an unausweichliche Veränderung helfen, uns mit einem kleineren Territorium zufrieden zu geben.

Traktor Garten Blumentopf
Ein sehr bildhaftes Beispiel für geglückte Umstrukturierungen kenne ich von einem amerikanischen Kollegen dessen Vater, ein emeritierter Hochschulehrer war, er kaufte  eine Farm. Zunächst bewirtschaftete er alle umsein Haus liegende Hügel. Als die Kräfte nachließen und er einen Unfall hatte, konzentrierte er sich auf den Garten Schließlich macht er das Blumenfenster in seinem Wohnzimmer zum Zentrum seines Alltags, seiner Freude und seiner Produktivität. Mit mehr als hundert Jahre, hatte immer noch eine sinnvolle Lebensaufgabe.

5. Lebensabschnitte

Wie schon erwähnt, hat die Einteilung des menschlichen Lebenslaufs in verschiedene Phasen oder Stufen eine lange Tradition, die bis in weit in die Antike zurückreichen. So markierte Solon, der Gesetzgeber Athens, um etwa 600 vor Christus Phasenwechsel in Abständen von jeweils sieben Jahren: Abwenden von der Kindheit, Erwartung der Männlichkeit, körperliche Reifung, dann Reifestadium, anschließend Werbung und Heirat als Lebensmitte, schließlich Gipfel von Tugend und Tätigkeit, gefolgt von physischem und mentalem Verfall, der mit ca. siebzig Jahren mit dem Tod endet.

Der Talmud (die um das Jahr 500 christlicher Zeitrechnung abgeschlossene Sammlung der damals schon tausendjährigen jüdischen Überlieferung) ordnet das Leben im Erwachsenenalter in Dekaden: Studium der Bibel mit fünf Jahren, der Lebensordnungen (Mischna) mit zehn und - nach der Religionsmündigkeit mit dreizehn - der Mischna-Auslegung (Gemara) mit fünfzehn; Heirat mit achtzehn, mit zwanzig Brotberuf; dann in Zehn-Jahres-Schritten Höhepunkt der physischen Kraft, Erwerb von Einsicht, der Fähigkeit, anderen zu raten, und - mit sechzig -Beginn des Alters; mit siebzig wird das Haar ehrfurchtgebietend weiß, die Achtzig erreicht man mit besonderer Stärke, ist mit neunzig Jahren gebeugt und mit hundert so gut wie tot.

Die Römer ließen den Entwicklungsschritten pueritia (Kindheit), adolescentia (Heranwachsen) und juventus (Jugend) zur virilitas (Männlichkeit des Erwachsenen) nurmehr einen begrifflich gefassten Abschnitt folgen: senectus (das Alter).

William Shakespeare hingegen schloss (in "Wie es euch gefällt"), das klassische Thema travestierend, den Weg von der Wiege bis zur Bahre zum Kreis: vom greinenden Kind über den Schulbuben mit "glattem Morgenantlitz" und den Verliebten, "der wie ein Ofen seufzt", den Soldaten, "bis in die Mündung der Kanone suchend die Seifenblase Ruhm", den Richter, "mit Kapaun gestopft, voll weiser Sprüche und Allerweltssentenzen", und das tragikomische Alter der "verschrumpften Lenden" zum letzten Akt - "zweite Kindheit, gänzliches Vergessen, ohne Aug, ohne Zahn, Geschmack und alles".

Solche gesellschaftlich tradierten Vorstellungen sind ein klarer Hinweis darauf, dass der Lebenslauf eine Art natürliche soziale Kategorie für das Verständnis der Ontogenese und der menschlichen Existenz darstellt. Wie an den Beispielen, die alle in etwa auch das bereits bekannte Bild der Lebenstreppe beinhalten, war es schon immer ein Anliegen, den Lebenslauf zu ordnen, dem Leben eine zeitliche Struktur zu geben.

Den Abschnitten dieses Kurses wird die für die Entwicklungspsychologie bewährte Aufteilung des Erwachsenenalters in drei Abschnitte zu Grunde gelegt:

Das frühe Erwachsenenalter Das mittlere Erwachsenenalter Das späte / höhere Erwachsenenalter

6. Rober Havighurst

Robert Havighurst

"A developmental task is a task which arises at or about a certain period in the life of the individual, successful achievement of which leads to his happiness and to success with later tasks, while failure leads to unhappiness in the individual, disapproval by the society, and difficulty with later tasks."

Zu bestimmten Zeiten im menschlichen Leben ergeben sich typische Lebensaufgaben, die das Individuum zu aktiver Auseinandersetzung herausfordern. Werden diese Aufgaben erfolgreich bewältigt, tragen sie zur Zufriedenheit des Individuums, zu seiner Anerkennung in der Gesellchaft und zur erfolgreichen Bewältigung späterer Lebensaufgaben bei.

Das Konzept der Entwicklungsaufgaben wurde ursprünglich von Robert J. Havighurst und seinen Mitarbeitern an der Universität von Chicago während der 30er und 40er Jahre erarbeitet. Ziel war, einen Katalog von Entwicklungsaufgaben für die verschiedenen Lebensperioden zu erstellen, um so eine präventive und interventive Förderung von Entwicklung zu ermöglichen. So umfasst auch Havighursts Konzept die gesamte Lebenspanne des Menschen, wobei diese durch die Aufteilung von Altersbereichen mit jeweils spezifischen Entwicklungsaufgaben periodisiert wird.

6.1. Entwicklungsaufgaben

Was genau ist nun unter Entwicklungsaufgaben zu verstehen?

Aus Sicht von Havighurst stellen Entwicklungsaufgaben in erster Linie Lernaufgaben dar. Entwicklung wird somit als ein Lernprozess angesehen, der sich über den gesamten Lebenslauf erstreckt. Im Zusammenhang mit realen Anforderungen, führt dieser Prozess zum Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen, die für eine zufrieden stellende Bewältigung des Lebens in der Gesellschaft von Bedeutung sind.

Richter mit Hammer in der Hand

Die Entwicklungsaufgaben haben somit einen normativen und einen deskriptiven Charakter. Durch die gesellschaftliche Festlegung der Aufgaben sind sie normativ. Der Grad der normativen Verpflichtung variiert dabei von Angeboten mit Empfehlungscharakter bis hin zu strikten, durch Sanktionsandrohungen gestützten Forderungen. So wird dem Nachkommen der Schulpflicht nötigenfalls polizeilich nachgeholfen, während die Eheschließung in der heutigen Zeit kaum noch als verpflichtende Norm angesehen werden kann.

Eine Entwicklungsaufgabe stellt somit ein Bindeglied im Spannungsverhältnis zwischen individuellen Bedürfnissen einerseits und gesellschaftlichen Anforderungen andererseits dar. Gleichzeitig gliedern Entwicklungsaufgaben den Lebenslauf, indem sie Sozialisationsziele vorgeben. Die Abfolge dieser Ziele, die im Verlauf des Lebens erwartet werden können, also langfristig voraussehbar sind, werden als sozialer Lebensfahrplan bezeichnet („social timetable“). Zu diesen voraussehbaren Übergängen gehören z.B. der Schuleintritt, der Berufsbeginn und die Elternschaft.

Entwicklungsaufgaben können jedoch nicht ausschließlich als vorgegeben angesehen werden. Darüber hinaus entwickelt sich der Mensch auch in Orientierung an ganz persönlichen Zielen und Projekten.

6.2. Quellen für Entwicklungsaufgaben

Havighurst geht von drei allgemeinen Quellen für Entwicklungsaufgaben während des Lebenslaufs aus:



1. Physische Reifungsprozesse: Sie bilden die Basis für Entwicklungsaufgaben, die weitgehend universell sind und von einer Kultur zur anderen eher geringe Variation aufweisen. So regt z.B. der Beginn der Pubertät Aktivitäten an, neue Beziehungen zu Gleichaltrigen des anderen Geschlechts aufzunehmen.


2. Kulturelle Normen und Erwartungen der Gesellschaft: Durch sie wird die kulturelle Relativität spezifischer Entwicklungsaufgaben begründet. Altersbezogene Normen geben ein soziales Zeitraster vor an dem Anforderungen bemessen werden können. Gleichzeitig beinhaltet dies eine Zeitkomponente, da sich Entwicklungsaufgaben ebenso wie gesellschaftliche Normen im historischen Wandel verändern können.



3. Individuelle Erwartungen und Wertvorstellungen: In den individuellen Zielen und Werten sieht Havighurst einen Teil des Selbst, das im Laufe der Lebensspanne ausgebildet und zur treibenden Kraft für die aktive Gestaltung von Entwicklung wird.

 

6.3. Konzept der sensitiven Perioden

Havighurst geht davon aus, dass es innerhalb der Lebensspanne Zeiträume gibt, die für die Erfüllung bestimmter Entwicklungsaufgaben besonders geeignet sind. Die Annahme der sensitiven Perioden bedeutet jedoch nicht, dass Aufgaben nicht auch zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt bewältigt werden können. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Lernprozess außerhalb dieser sensitiven Phasen mit einem höheren Aufwand verbunden ist und dass externe Hilfen eine geringere Wirksamkeit zeigen. Im Rahmen dieser Konzeption unterscheidet Havighurst strikt zwischen Aufgaben, die zeitlich abgeschlossen sind, und solchen, die sich über mehrere Perioden der Lebensspanne erstrecken.

Mensch balanciert auf Uhrzeiger

6.4. Entwicklungsaufgabe Darstellung

Hier nun eine Übersicht der einzelnen Entwicklungsphasen und der dazugehörigen Entwicklungsaufgaben.

Frühe Kindheit
(0-2 Jahre)

 
  • Anhänglichkeit (social attachment)
  • Objektpermanenz
  • Sensumotorische Intelligenz und schlichte Kausalität
  • Motorische Funktionen

Kindheit
(2-4 Jahre)

 
  • Selbstkontrolle (vor allem motorisch)
  • Sprachentwicklung
  • Phantasie und Spiel
  • Verfeinerung motorischer Funktionen

Schulübergang und frühes Schulalter
(5-7 Jahre)

 
  • Geschlechtsrollenidentifikation
  • Einfache moralische Unterscheidungen treffen
  • Konkrete Operationen
  • Spiel in Gruppen
  • Planung eines Tages

Mittleres Schulalter
(6-12 Jahre)

 
  • Soziale Kooperation
  • Selbstbewußtsein (fleißig, tüchtig)
  • Erwerb der Kulturtechniken (Lesen, Schreiben etc.)
  • Spielen und Arbeiten im Team

Adoleszenz
(13-17 Jahre)

 
  • Körperliche Reifung
  • Formale Operationen
  • Gemeinschaft mit Gleichaltrigen
  • Heterosexuelle Beziehungen

Jugend
(18-22 Jahre)

 
  • Autonomie von den Eltern
  • Identität in der Geschlechtsrolle
  • Internalisiertes moralisches Bewußtsein
  • Berufswahl

Frühes Erwachsenenalter
(23-30 Jahre)

 
  • Heirat
  • Geburt von Kindern
  • Arbeit/Beruf
  • Lebensstil finden

Mittleres Erwachsenenalter
(31-50 Jahre)

 
  • Heim/Haushalt führen
  • Kinder aufziehen
  • berufliche Karriere
  • persönlichen Lebensstandart entwickeln
  • Freizeitaktivitäten
  • Physiologische Veränderungen akzeptieren (Wechseljahre)
Spätes Erwachsenenalter
(51 und älter)
 
  • Energien auf neue Rollen lenken
  • Akzeptieren des eigenen Lebens
  • Eine Haltung zum Sterben entwickeln
  • Akzeptieren des Verlustes sozialer Rollen
  • Rückzug ins Rentenalter
  • Einstellen auf verminderte körperliche Stärke und Gesundheit
  • Altersgerechte Bequemlichkeit erlangen

6.5. Lebensstadien des Erwachsenen nach Levinson

Ein anderes Beispiel zur Aufgliederung des Lebenslaufs anhand spezifischer Herausforderungen zu bestimmten Zeitpunkten stammt von D.J. Levinson, der die folgenden Entwicklungsaufgaben bis zum mittleren Erwachsenenalter auflistet (Q):


Frühes Erwachsenenalter (17-22): Verlassen der Jugendwelt und vorläufiger Schritt in die Erwachsenenwelt; Erkundung von Möglichkeiten und erste Weichenstellungen.


Eintritt in die Erwachsenenwelt(22-28): Aufbau der ersten wichtigen Lebensstruktur. Gewöhnlich Heirat und Gründung einer eigenen Familie. Gleichzeitig werden Optionen erkundet und eine stabile Lebensstruktur geschaffen.


Übergangsphase mit 30 (28-33): Korrektur von “Irrtümern” in der ersten Lebensstruktur. Revision der Entscheidungen der frühen Zwanziger und Vornahme nötiger Änderungen.


Konsolidierung (33-40): Schaffung einer weiteren großen Lebensstruktur, stabiler als die erste. (Gewöhnlich starkes berufliches Engagement und Aufstieg.)


Übergangsphase in der Lebensmitte (40-45): Erneute Überprüfung des eigenen Lebens. Man fragt sich: “Was habe ich bisher damit gemacht und was sollte ich verändern?”


Beginn der mittleren Erwachsenenjahre (45-50): Schaffung einer neuen Lebensstruktur. (Der Schwerpunkt liegt auf neuen familiären Beziehungen, insbesondere mit Kindern und auf neuen beruflichen Aufgaben.)

 


Diese Stadientheorie von Levinson ist in der Psychologie und auch darüber hinaus insofern bedeutungsvoll, als seine Forschungen einen zentralen Auslöser für die Konzeptionalisierung der populär gewordenen "Krise in der Lebensmitte" (midlife crisis) darstellten (darüber mehr in der Einheit "mittleres Erwachsenenalter").

7. Kritische Lebensereignisse

Neben den normativen Strukturvorgaben im Lebenslauf, wie den von Havighurst beschriebenen Entwicklungsaufgaben, können auch im Verlauf des Lebens auch nicht normative Einschnitte auftreten, die vom Individuum Umorientierungen, Neuorientierungen, Bewältigungsreaktionen verlangen. Diese kritischen Lebensereignisse - im Erwachsenenleben z.B. Arbeitslosigkeit oder Stellenwechsel, Partnerverlust oder Scheidung - schaffen den Individuen Problemsituationen, die zu Veränderungen sozialer Rollen, persönlicher Ziele sowie zum Aufbau neuen Wissens und neuer Haltungen herausfordern.

Kritische Lebensereignisse sind also Inkonsistenzen im Leben einer Person, durch die sie in einen Ungleichgewichtszustand gerät und ihre Aufmerksamkeit in hohem Maße auf diejenigen Aspekte ihres Lebens (Einstellungen, Problemlösungskompetenz, Persönlichkeitskonzept) gerichtet wird, die durch das kritische Ereignis betroffen werden. Dies können positive wie negative Ereignisse sein, entscheidend ist, dass frühere Erfahrungen und Gewohnheiten, Wünsche und Erwartungen in Konflikt mit neuen Gegebenheiten geraten und so die Aufmerksamkeit der Person sich diesem Bereich in besonderer Weise zuwenden muss.

Somit beinhaltet die erfolgreiche Bewältigung kritischer Lebensereignisse die Chance für eine positive Entwicklung, während ein Versagen zu Fehlanpassungen und Störungen führen kann. In diesem Kontext kommt den kritischen Lebensereignissen die Funktion von Kristallisationspunkten oder Wendepunkten der Entwicklung im Erwachsenenalter zu.

Wie das Konzept der Entwicklungsaufgaben eröffnet auch das Konzept der kritischen Lebensereignisse der entwicklungspsychologische Forschung einen Zugang zur Analyse von Entwicklungsprozessen im Lebenslaufs, deren Erträge in den Lerneinheiten zu den einzelnen Lebensabschnitten thematisiert werden.

8. Psychosoziale Entwicklung nach Erikson

Erik Erikson

Die psychosoziale Entwicklungstheorie von Erik H. Erikson, die Ihren Ursprung in der Freudschen Theorie hat, ist wohl der bekannteste und weit über die Psychologie hinaus populär gewordene theoretische Entwurf einer Entwicklung im Lebenszyklus. Der Fokus dieser Theorie der Persönlichkeitsentwicklung liegt im Aufbau der "Ich-Identität" (Q): Erikson legt ein Entwicklungskonzept vor, mit dem er das Zusammenwirken von Bezugspersonen in den einzelnen Entwicklungsstadien, bestimmten Handlungsformen, die eine sich entwickelnde Person in diesen Stadien erwerben muss, und den Krisen, die dabei durchgemacht werden müssen, beschreibt. Nach Erikson verläuft die psychische Entwicklung nach einem "epigenetischen Prinzip", d.h. ihr liegt ein Plan zugrunde, dem die einzelnen Teile folgen, indem

  • die Entwicklungsphasen aufeinander aufbauen;
  • jede Lebenskrise ihre Vorläufer hat und auch nach ihrer Bewältigung noch als Thema vorhanden bleibt;
  • eine gelungene Lösung von Entwicklungsaufgaben und -problemen wesentlich vom Zeitpunkt im Lebenslauf abhängt.

Die Begriffe Krise und innere Einheit stellen dabei zwei wesentliche Komponenten seiner Entwicklungskonzeption dar. Krise bedeutet in diesem Fall nicht Störung, sondern stellt eine Herausforderung oder einen Wendepunkt im Leben dar. Dabei führt die erfolgreiche Lösung eines psychosozialen Konflikts zu einem Gewinn, während ein Scheitern zu einer Störung führen kann. Unter der inneren Einheit können wir die Fähigkeit des Ichs verstehen, angesichts des wechselnden Schicksals Gleichheit und Kontinuität aufrecht zu erhalten.

Der zentrale Begriff von Eriksons Entwicklungskonzeption ist der der Ich-Identität. Das heißt, der menschliche Lebenslauf ist gekennzeichnet durch einen andauernden Prozess, persönliche Identität zu erlangen bzw. zu erhalten. Dabei sind zwei Aspekte zu unterscheiden:

  • Das Bewusstsein der Kontinuität im Lebenslauf, das Gefühl des "Sich-Selbst-Gleichseins";
  • die Teilhabe an den gruppenspezifischen Charakteristika der Kultur, innerhalb derer sich die persönliche Entwicklung vollzieht.

Den Prozess der Identitätsfindung und des Erhalts der Ich-Identität beschreibt Erikson anhand von acht Stufen, für die jeweils eine spezifische Krise charakteristisch ist. Dabei bezieht sich der Begriff "Krise" auf die Tatsache, dass von der Geburt bis ins reife Erwachsenenalter einzelne Komponenten der Identitätsbildung in einem bestimmten Abschnitt der Biographie zu ihrem Höhepunkt kommen, d.h. relative Dominanz erlangen, eine kritische Phase erfahren und zu Ende dieser Phase dauerhaft etabliert werden.

Die von Erikson für das Erwachsenenalter beschriebenen Krisen werden innerhalb dieses Kurses in den Lerneinheiten zu den einzelnen Lebensabschnitten bzw. Altersphasen inhaltlich thematisiert.