Ich fand besonders die einzelnen Positionen bezüglich der Hörer*innen der Predigt interessant. Luther erklärt, dass die Hörer*innen und auch die Gemeinde eine "höchst aktive Rolle" (S. 57) innehaben, denn sie sollen über die Predigt urteilen. Die Predigenden und die Hörenden stehen dabei in einem aktiven Verhältnis zueinander. Auch Friedrich Niebergall geht auf die Hörer*innen ein. Laut Niebergall besteht die Aufgabe der Predigt daraus, die "Welt des Textes" (S. 64) und die Lebenswelt der Hörer*innen miteinander zu verketten, sodass die Hörer*innen durch die Predigt zum Nachdenken bzgl. ihrer eigenen individuellen Biografie angeregt werden. Auch Ernst Lange fokussiert den Blick auf die Hörer*innen der Predigt, denn nicht mehr die "Schrift oder die Schriftauslegung ist die Mitte der Predigt, sondern die lebensweltliche Existenz der Predigthörer*innen" (S. 72).
Gegen Ende des Textes wird sich mit der Frage beschäftigt, ob es sich denn noch lohne zu predigen (vgl. S. 77). Ich denke, dass das gerade aktuell in Anbetracht der Vielzahl (fast) leerer Kirchen eine interessante Frage ist, denn was wäre eine Predigt ohne Hörer*in?