Flügge
Ich habe die Wortwahl "Jargon der Betroffenheit" beim ersten Mal Drüberstolpern nicht verstanden, aber dann musste ich ihm zu 100% zustimmen, ehrlich gesagt. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in evangelischen Kirchen (in meiner Umgebung) immer denselben "betroffenen", monotonen Ton gehört - sei es von der Pfarrperson, sei es von den jungen Menschen, die im Anschluss (oder etwas später) Fürbitten vortragen..
Die Zeilen "In einer Zeit der zerfetzten Identitäten [...] zählen Meinung und Pointiertheit" fand ich interessant, ebenso wie das offensichtliche aber gute: "..noch nicht [unbedingt] modern, aber immerhin wieder menschlich, nah und nicht zuletzt verständlich." (alles S. 22)
Apropos Verständlichkeit
Die Absätze hierzu (ab S. 26) habe ich sehr mitgenommen. "[...] klar wie reines Wasser" (soll Sprache sein) - Ein sehr hoher Anspruch, aber doch ein richtig gesetzter, denke ich.. Den höchstmöglichen Anspruch an sich selbst, alles verständlich auszudrücken, jedes Detail, wenn möglich - auch gerade gegenüber Jugendlichen, die in den Reihen der Kirchen sitzen (sollen - spätestens in Zukunft) / mit denen man immer rechnen sollte, gerade denen gegenüber sollte man es auch verständlich ausdrücken (eine alte Dame in meiner Heimatkirche sagt immer: denn die Jugend ist die Zukunft der Kirche*) - und dann ist schon viel Freshness gewonnen, weil man diese Zielgruppe einfach mitberücksichtigt (habe das Gefühl, dass in der Vorbereitung von Predigten oft nur alte Leute vor Augen sind - selbst, wenn auch Jugendliche in der Kirche vorhanden sind/in den letzten zwei Jahren konfirmiert wurden).
Authentizität
Daran anschließend - Im Abschnitt zu Authentizität fand ich den Satz am wichtigsten: "Was die Predigerin der Gemeinde vorträgt, soll nicht angelesen, sondern durchdacht, ausgegoren und erfahrungsgesättigt sein [#Beispielebringen]".
Performatives Handeln
Ich fand wichtig und eine coole, kleine Erkenntnis, dass alles, was im Gottesdienst getan wird, eine Absicht verfolgt. (Und der heilige Geist als Erstes genannt wurde - dass er handelt und wirkt (hoffentlich), wenn im Gottesdienst von Menschen gewirkt wird. )
Weiter unten fand ich spannend und etwas widersprüchlich, dass Plüss erst sagt, dass diese Konfessionskulturen sich nicht beliebig vermischen sollten, und weiter unten wiederum, dass "Vielfalt [...] im besten Fall eine anregende und aufregende Spannung [erzeugt]" und dass sich in der Kirchengeschichte schon so viele neue Prägungen ergeben haben - durch "das Semitische [...], das Lateinische, [...] die schroffe Polemik der Reformatoren, [...] den schwülstigen Barock der pietistischen Väter, durch die [...] Aufklärer" - und ich frage mich, wieso sich dann heute nicht auch etwas Neues ergeben können sollte, das sich unter die bisherigen Prägungen mischt. Gerade, wenn man die Musik und Gebete von der Predigt separiert betrachtet, finde ich, dass da gut Neues untergemischt werden kann, wenn z.B. die moderne Liedwahl klug gemacht, bzw. sinnvoll erfolgt.
* damit meint sie unsere Kirche (meine Heimatgemeinde)
-- Das sagt sie vor allem im Kontext neue Kirchenmusik / neue moderne Lobpreislieder bei uns - Die Älteren gewöhnen sich natürlich gerne an manche Lobpreislieder von 1998 / 2009, aber die Jüngeren wollen auch weiterhin neues Liedgut. Daraufhin gibt es, bzw. gab es, Diskussion (#englischeLieder in Gemeinde) und jedes Mal hat die besagte alte Dame sich früher oder später vor die Jugend gestellt - ist in der Diskussionsrunde aufgestanden - und meinte: Die Jugend ist unsere Zukunft. Den Jungen muss es gefallen, denn sie sind die, die hier später sein werden (noch in größerer Zahl) - sie müssen sich (hier) wohlfühlen.
Fühle Flügge, Apropos Verständlichkeit (& Freshness) und Performatives Handeln (u.a.: Widerspruch bei Plüss?)
von Amira Seubert -
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