2. Lebensabschnitte und Entwicklungsaufgaben

 Lebenstreppe

Das oben stehende Bild einer Lebenstreppe zeigt anschaulich die Sichtweise, die bis in die jüngste Vergangenheit die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Lebenslauf prägte:

"Es wird das Leben in zehn Stufen
seit langer Zeit schon eingeteilt".

Diese zehn Stufen beschreiben den menschlichen Lebenslauf als Anstieg von der Geburt bis zu einem Höhepunkt im mittleren Lebensalter, worauf ein Abstieg - verbunden mit Verfall - bis zum Tod sich anschließt.

Auch die wissenschaftliche Entwicklungspsychologie konzipierte ihre Zugänge zur menschlichen Biografie anfänglich analog der Lebenstreppe, nämlich als umgekehrt U-förmigen Verlauf von Wachstum, Konsolidierung und Abbau, den vor ca. 70 Jahren Charlotte Bühler (1893-1974) als "Dramaturgie des Lebenslaufs" bezeichnete.

In neuerer Zeit hat sich in der entwicklungspychologischen Forschung und Theoriebildung eine neue Sichtweise etabliert: Entwicklung wird als lebenslanger Prozess aufgefasst. Man spricht von der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne. Diese befasst sich mit der Beschreibung und Analyse von Entwicklungsprozessen im Leben des Menschen von der Geburt bis zum Tod.

Dieser neuen Sichtweise hat maßgeblich der Psychologe Paul B. Baltes zum Durchbruch verholfen, der im Folgenden ausführlich zu Wort kommen soll. Doch zuvor einige Grundsatzüberlegungen zum Entwicklungsbegriff.