3. Definiton Entwicklung

Was ist Entwicklung?

Die Psychologie verstand zunächst die menschliche Entwicklung als Entfaltung, die einem inhärenten Bauplan bis zu einem Reifestadium folgt. So gesehen war der Zugang zur menschlichen Entwicklung weithin normativ, orientiert an der Bestimmung von Reifestadien unterschiedlicher psychischer Funktionen und der Beschreibung von (optimalen) Entwicklungswegen bis zu diesem Stadium.

Aus diesem Zugang resultierte nachgerade zwangsläufig die Konzentration auf das Kindes- und Jugendalter, die Vernachlässigung des Erwachsenenalters und die Perspektive von der "Dramaturgie des Lebenslaufes" als Aufbau, Konsolidierung und Abbau.

Foto Samen in Hand

Sicher gibt es (insbesondere bei Kindern und Jugendlichen) Veränderungsreihen, die einem inhärenten Bauplan folgen, indessen sind auch viele andere Veränderungsreihen (insbesondere im Erwachsenenalter) nicht als Ablauf von Entfaltungsprozessen mit auseinander hervorgehenden Einzelschritten zu begreifen. Außerdem ist die Annahme eines End- oder Reifestadiums zu problematisieren. Suggeriert der Begriff doch Stagnation oder Stabilität nach Erreichen des Endzustandes. Veränderungen sind indessen während der gesamten Lebensspanne möglich.

Darüber hinaus ist der normative Aspekt des Zugangs kritisch zu beurteilen. Aus dieser Perspektive wird Entwicklung wesentlich als qualitative Veränderung verstanden, wohingegen viele Veränderungsreihen auch quantitative beinhalten und außerdem der Gegenstand selber nicht zwangsläufig die qualitative Dimension von Veränderungen vorgibt.

Daraus folgt nun nicht, dass die Entwicklungspsychologie auf normative Aspekte verzichten und Entwicklung lediglich als Veränderung, die auf die Zeitdimension Lebensalter bezogen werden kann, definieren sollte.

Die Konzeption von der Ökologie der menschlichen Entwicklung bietet einen Ansatz, der traditionelle und neuere Zugänge zu integrieren vermag.