Ernst Lange schildert in dem Text "Auf der Suche nach einem neuen homiletischen Verfahren" sechs Anliegen zum Thema, wie eine Predigt erarbeitet wird/werden sollte, unter besonderer Berücksichtigung des Amts des Predigenden und der Hörerschaft, die auch praktisch realisierbar sein soll:
1. Aufgabe des Predigenden: biblische Texte so auslegen, dass er für die Gemeindeglieder verständlich wird und auf deren persönliches Leben anwendbar ist ("neues Wort der Kirche" aber nicht "(neues) Wort Gottes")
2. Erschließung der Situation unter der Berücksichtigung von der Kenntnis des Predigenden über die Hörerinnen, über das gesellschaftliche Kraft- und Beziehungsfeldes und wie dieses auf die Hörerschaft wirkt und über das Vorverständnis der Gemeinde hinsichtlich der christlichen Überlieferung
3. Funktion des Bibeltextes in der Predigt: keine wissenschaftliche Exegese; aber unabdingbar zur Überprüfung des selbstverständlich gewordenen, zur Konkretion der Rede bzgl. bestimmten Adressatenkreis, zum Erreichen von (kritischer) Distanz gegenüber dem (subjektiven) Reden des Predigenden
4. Funktion des Predigers als Interpret mit eigener Identität und Begabung etc.
5. Quantität und Qualität des Gesprächs des Predigenden mit den Hörerinnen und Hörern: Interesse sollte über Situationsanalyse und Predigtnachwirkung hinausgehen
6. Realisierbarkeit des Konzeptes hinsichtlich Zeit- und Arbeitsaufwand
Interessant fand ich das Ernst Lange bereits auf ein mögliches Konzept der Spezialisierung hinsichtlich besonderem Können/Begabung/Interesse der Pfarrerinnen und Pfarrer hinweist (S.182f.). Dies steht heutzutage ebenfalls in Bezug auf die Veränderungsprozesse der Kirche zur Debatte.