Man muss darauf achten, dass alle SuS mitkommen

Man muss darauf achten, dass alle SuS mitkommen

von Celina Hofer -
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Mir waren diese Textauszüge zum Thema Religionsunterricht nach dem Elementarisierungsmodell durch die Mainzer Uni bereits bekannt.

Ich habe durch meine Arbeit in der Flüchtlingsarbeit einer Verwaltung innerhalb der letzten 1,5 Jahre häufig Kontakt mit Lehrer*innen gehabt. Dabei habe ich auch häufig den Satz zu hören bekommen, dass die Lehrer*innen sich ja nicht nur auf eine*n Schüler*in konzentrieren können, sondern dass sie schauen müssen, dass die ganze Klasse mitkommt. Es mag sein, dass ich jetzt diese speziellen Fälle nicht auf den Religionsunterricht ummünzen kann, allerdings hat mich die Aussage sehr stutzig gemacht.
In dem Text ging es unter anderem darum, dass Lehrpersonen die Schüler*innen in ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten unterstützen sollen. Wie wir ja bereits bei dem letzten Text oder auch innerhalb des Seminars festgestellt haben, kann es durchaus passieren, dass es dabei zwischen den einzelnen SuS Unterschiede geben kann.
Ich habe in meinem damaligen Seminar gelernt, dass man beispielsweise durch unterschiedliche Gruppenarbeiten (zwei unterschiedliche Arten von Aufgaben, Kompetenzen etc) auf diese unterschiedlichen Stände von Fähigkeiten und Fertigkeiten eingehen kann. Allerdings habe ich mich gefragt, wie es als Lehrkraft passieren kann, dass man einzelne SuS so "zurück lässt". Ich weiß, dass es einen Lehrkräftemangel gibt, dass der Pfarrberuf stressig ist usw. Dennoch habe ich das Gefühl, dass in den Schulen nicht mehr so auf die SuS (und ihre Fähigkeiten) eingegangen wird, wie ich es in meiner Schulzeit z.B. in Erinnerung habe.

Als Antwort auf Celina Hofer

Re: Man muss darauf achten, dass alle SuS mitkommen

von Amira Seubert -
Ich glaube, bzw. weiß (von meinen zwei Semestern Grundschullehramt), dass aktuell viele Grund- und Unterstufenlehrer:innen (Gymi/Real-/Mittelschule) sehr, sehr herausgefordert sind, auf a l l e SuS einzugehen und sie individuell zu fördern, mit all ihren verschiedenen Wissensständen und auch Persönlichkeiten, bzw. Gehirnen* und psychischen Befinden :-) Mit letzteren möchte ich auf unterschiedliche Phänomene wie AD(H)S, Hochsensibilität usw., sprich auf Filterfunktionen des Gehirns heraus, die bei Menschen wohl unterschiedlich vorliegen — und mit psychischem Befinden meine ich alles zwischen Aufmerksamsdefizit (Vernachlässigung von den Eltern) und Traumata womöglich :) Viele Kids sind heute in Grundschulen, die zuhause in ganz schwierigen Verhältnissen leben — Das kommt nicht nur bei den Kindern aus Sonderschulen vor (wo sie technisch quasi besser aufgehoben wären) oder bei Klischee-Mittelschulen, sondern eben auch in "normalen" Grundschulen — und damit haben die Lehrer:innen soo zu kömpfen, weil sie ständig einen riesen Spagat machen müssen zwischen mega leistungsstarken** Kids, verträumten Kleinen, ganz weit zurückgeworfenen Kindern (denen noch Grundkompetenzen, wie z.B Lesen-Können fehlen) und auch z.B. Kindern, denen es furchtbar schwer fällt zuzuhören / still/da zu sitzen und mitzumachen. Da ist es mega wichtig verschiedenen didaktische Methoden "gleichzeitig" an den Tag zu legen und das fällt verschiedenen Lehrer:innen, denke ich unterschiedlich leicht — und ist für alle nicht immer einfach. :)

* ich schreibe bewusst Gehirne und Persönlichkeiten, weil ich es nicht Beeinträchtigungen/Probleme/../Krankheiten nennen will, weil diese körperlichen (und teils psychischen) Voraussetzungen nicht negativ sind, sondern der Umgang mit diesen (bei Kindern) oft das Problem ist. Diese anderen Funktionalitäten des Gehirns / körperliche Vorraussetzungen sind Begabungen :-) keine Beeinträchtigungen. (nur innerhalb dieses "Schulsystems")

** auf dieses Schulsystem bezogen; ADHSler:innen sind auch leistungsstark! Bloß in einem anderen Setting.